17. Oktober
Wie finde ich zurück zu mir ?
Ein Blogartikel von Michelle Greis
Es gibt Phasen im Leben, in denen wir uns selbst verlieren, zwischen Verpflichtungen, Erwartungen und dem ständigen Funktionieren. Plötzlich merken wir: Wir leben, aber irgendwie nicht unser Leben. Wir haben vergessen, wer wir wirklich sind, was uns guttut, was uns lebendig fühlen lässt. "Zurück zu mir" - das klingt nach einer Reise und genau das ist es auch. Eine Rückkehr in die eigene Mitte, Schritt für Schritt, mit offenen Augen und einem offenem Herzen.

Ich habe mich immer wieder gefunden zwischen Familie und den Erwartungen, die ich als Tochter erfüllen muss. Seien wir mal ehrlich, wer geht nicht zuerst den Weg des geringsten Widerstandes, als seine eigene Mutter oder seinen Vater gegen sich aufzubringen? Das ging mir anfangs genauso. Deine Eltern meinen es nicht böse, sie haben auch einiges durchgemacht und wollen eigentlich nur das beste für dich. Nur wissen sie leider nicht immer, was das beste für dich ist. Sich gegen die Wünsche und Meinungen deiner Eltern aufzulehnen, erzeugt am Anfang Unbehagen und Widerstand. Aber im Nachhinein ist es ein entspanntes Gefühl und für beide Parteien besser. Ich selber habe gelernt Grenzen zu setzen und meine eigenen Wünsche und Bedürfnisse nicht zu übergehen. Wenn mir ein Treffen nicht passt, sage ich das. Wenn ich Raum für mich brauche, ziehe ich mich zurück und habe kein schlechtes Gewissen dabei. Genauso läuft das ganze auch in Freundschaften oder Partnerschaften.
Der Moment des Erwachens
Wann merken wir, dass wir uns verloren haben ?
Manchmal wachen wir auf und spüren, dass irgendetwas fehlt. Wir funktionieren, erledigen, organisieren und doch fühlt sich alles ein bisschen leer an. Wir erfüllen Erwartungen, machen es anderes Recht, um Ärger und Streit zu vermeiden und es ist, als hätten wir uns selbst irgendwo auf dem Weg verloren. Zwischen Terminen und Erwartungen bleibt kaum Raum für Stille. Wir leben, aber nicht wirklich in Verbindung mit uns.
Dieses Gefühl, sich selber nicht mehr wieder zu erkennen, sich nicht mehr richtig zu spüren, kann Unruhe und innere Widerstände aufbauen - sie ist aber gleichzeitig auch eine Einladung innezuhalten und sich zu fragen:
Wer bin ich eigentlich, wenn alles andere still wird ?
Der Weg zurück zu sich selbst beginnt genau hier:
In dem Moment, indem wir aufhören, zu gefallen, weiter zu rennen und beginnen, sich selber wieder zuzuhören.
Sich selber wiederzufinden bedeutet nicht, jemand Neues zu werden. Es ist vielmehr eine Erinnerung - an die eigene Stimme, an das, was uns erfüllt und an das, was wir wirklich brauchen. Es ist eine Reise nach Innen, Schritt für Schritt, mit Geduld, Ehrlichkeit und Mitgefühl.
Das Workbook begleitet dich auf deinem Weg und gibt dir einen Leitfaden, welche Schritte und Prozesse du durchlaufen wirst. Gleichzeitig hilft es dir bei ersten Reflexionsanstößen.
Ursachen - Warum wir den Kontakt zu uns verlieren
Sich selber zu verlieren geschieht meist leise. Es passiert nicht über Nacht, sondern schleichend - mitten im Alltag, während wir versuchen, allem gerecht zu werden. Wir merken es oft erst, wenn die innere Stimme kaum noch hörbar ist und wir uns fragen, wann genau wir aufgehört haben, auf sie zu hören.
- Überforderung und Dauerstress: Wir leben in einer Welt, die ständig "mehr" will - mehr Leistung, mehr Tempo, mehr Erreichbarkeit. Wir jonglieren Arbeit, Familie, Partnerschaft, soziale Verpflichtungen und vergessen dabei das Wichtigste: uns selbst. Wenn der Alltag dauerhaft unter Spannung steht, schaltet der Körper auf Autopilot. Wir funktionieren, aber wir fühlen kaum noch. Und so verlieren wir den Zugang zu dem, was uns wirklich bewegt, was uns Kraft gibt oder was wir eigentlich brauchen.
- Fremderwartungen und Rollen: Von klein auf lernen wir, was von uns erwartet wird. Sei stark. Sei brav. Sei erfolgreich. Sei für andere da. Und irgendwann glauben wir, dass wir diese Rolle sind. Wir leben nach dem, was "richtig" scheint, statt nach dem, was wahr ist. Doch wenn wir ständig versuchen, Erwartungen zu erfüllen, verlieren wir den Kontakt zu unserer eigenen Wahrheit. Wir leben fremdbestimmt, selbst wenn wir glauben, frei zu sein.
- Digitale Ablenkung und Dauerbeschallung: In einer Zeit, in der Stille fast ungewohnt geworden ist, fällt es schwer, uns selbst noch zu hören. Das Smartphone wird zum ständigen Begleiter, die nächste Ablenkung ist immer nur einen Klick entfernt. Doch zwischen Nachrichten, Posts und To-Do-Listen bleibt kaum Raum für das, was in uns leise anklopft: Bedürfnisse, Gefühle, Sehnsüchte. Ohne Pausen überlagert der Lärm von außen die feine Stimme von innen.
- Verdrängte Emotionen und unerfüllte Bedürfnisse: Viele von uns haben verlernt, mit unangenehmen Gefühlen umzugehen. Trauer, Wut, Angst - sie sollen möglichst schnell weg. Doch alles, was wir verdrängen, entfernt uns ein Stück weiter von uns selbst. Echte Selbstverbundenheit entsteht erst, wenn wir bereit sind, auch die unbequemen Seiten in uns anzuschauen - nicht nur in dem, was "gut" aussieht.

Sich selbst zu verlieren ist keine Schwäche, sondern eine Folge unserer Zeit und oft ein Zeichen dafür, dass etwas in uns nach Veränderung ruft. Wenn wir verstehen, warum wir uns verloren haben, öffnen wir den Raum, um uns wiederzufinden.
Der Wendepunkt - Die Entscheidung, sich selbst wiederzufinden
Es gibt diesen Moment, an dem wir spüren:
So kann es nicht weitergehen.
Vielleicht ist es ein Gefühl von innerer Leere, ein wiederkehrender Gedanke, der nicht mehr verstummt oder eine Situation, die uns plötzlich die Augen öffnet. Oft ist es kein lauter Knall, sondern ein stilles Erkennen - ein feines Aufwachen aus dem Autopiloten des Alltags.
Manchmal braucht es eine Erschöpfung, einen Verlust oder eine Krise, um uns an diesen Punkt zu bringen. Doch genauso oft genügt ein leiser Impuls - eine Sehnsucht nach Echtheit, nach Ruhe, nach uns selbst. In diesem Moment geschieht etwas Entscheidendes:
Wir hören wieder hin. Wir beginnen, Fragen zu stellen und genau hier beginnt die Rückkehr.
Wenn du diesen Artikel bis hier hin gelesen hast und fühlst, dass du gerade an diesem Punkt bist, war dies bestimmt kein Zufall.
Die 3 Schritte der Rückkehr:
- Innehalten und ehrlich hinschauen: Der erste Schritt ist kein Tun, sondern ein Anhalten. Viele Menschen versuchen, sich sofort "zu verbessern" oder "wieder in Balance" zu bringen. Doch der Weg zurück zu sich selbst ist kein Projekt- er beginnt mit dem Mut, da zu bleiben, wo man gerade ist. Ohne Bewertung. Ohne Flucht. Ehrlich hinschauen kann schmerzhaft sein. Es bedeutet, sich einzugestehen, dass etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Aber genau in dieser Ehrlichkeit liegt der Anfang jeder Heilung.
- Verantwortung übernehmen: Sich selbst wiederzufinden heißt nicht, die Schuld bei anderen zu suchen - bei der Arbeit, der Familie oder den Umständen. Es bedeutet, Verantwortung für das eigene Leben zurückzunehmen. Verantwortung nicht im Sinne von Pflicht, sondern im Sinne von Freiheit: Ich darf entscheiden, wie ich leben möchte. Ich darf neu wählen.
- Den eigenen Rhythmus wiederfinden: Viele von uns haben verlernt, im eigenen Tempo zu leben. Wir vergleichen uns, hetzten, funktionieren, bis wir vergessen, wie sich unser natürlicher Rhythmus überhaupt anfühlt. Der Wendepunkt ist der Moment, in dem wir beginnen, auf den eigenen Takt zu hören. Vielleicht bedeutet das, langsamer zu werden, öfter allein zu sein oder Dinge loszulassen, die nicht mehr passen. Das Zurückfinden geschieht nicht durch mehr Anstrengung, sondern durch das bewusste Loslassen von Druck.
Wege zurück zu sich selbst -praktische und innere Schritte
Es gibt nicht den PERFEKTEN Weg, aber im Laufe meiner Reise bin ich immer wieder über die selben Themen gestolpert:
- Achtsamkeit & Stille
- Selbstreflexion
- Körper & Emotionen
- Grenzen & Selbstfürsorge
- Kreativität & Freude
Um daraus einen roten Faden zu erstellen , haben wir den Kurs "Zurück zu mir" ins Leben gerufen. Er leitet dich durch all die Prozesse der Selbstreflexion und gibt dir gleichzeitig einen Werkzeugkoffer mit, auf den du in verschiedenen schwierigen Lebenslagen wieder zurückgreifen kannst.
In Teil 2 der "Zurück zu mir" Reihe geht es um tiefe emotionale Prozesse, die du lernst zuzulassen, zu halten und neu zu gestalten. Es geht darum Innere Stärke zu entwickeln und langfristig bei sich zu bleiben. Das geschieht mit Hilfe von Routinen und regelmäßigen Reflexionsmomenten.

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