23.Sep.

Stress is the new normal

Ein Artikel von Michelle Greis

 

Stress ist das neue Normal - ein Satz, der erschreckend aktuell klingt. Ob im Beruf, im Alltag oder sogar in unserer Freizeit: 

Der Druck, ständig erreichbar, leistungsfähig und produktiv zu sein, begleitet viele von uns wie ein ständiger Schatten. Was früher als Ausnahme galt - eine stressige Phase vor einer Prüfung oder einem wichtigen Projekt - scheint heute zum Dauerzustand geworden zu sein. Doch was bedeutet das eigentlich für uns, wenn Stress nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel ist ?

Ich habe mir meinen Stress oft selber gemacht und wurde durch kleinste Änderungen des Wochenablaufs aus der Bahn geworfen. Ich stand viel unter Druck, weil ich meinem inneren Perfektionisten gerecht werden wollte und war am Ende völlig übermüdet, krank im Urlaub oder hab Leute in meinem Zustand ungerecht behandelt, die gar nichts dafür konnten.

Wenn ich das ganze jetzt in unserem Praxisalltag beobachte, ist es recht normal geworden. Die Leute hetzten in die Praxis rein, haben keine Wartezeit mehr mitgebracht und sind noch unfreundlich den Mitarbeiter gegenüber, die einfach nur ihren Job machen. 

Wie Stress zum "neuen Normal "wurde

 

Noch vor einigen Jahrzehnten war Stress etwas, das man mit Ausnahmesituationen verbunden hat:

Eine wichtige Prüfung, ein schwieriges Projekt im Job oder eine familiäre Krise.

Heute hingegen gehört er fast schon selbstverständlich zum Alltag. Kaum jemand fragt noch, ob man gestresst ist - die Frage lautet eher:

Wie sehr ?

 

Ein Grund dafür ist unsere ständige Erreichbarkeit. Durch Smartphones und digitale Kommunikation verschwimmt die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit. E-Mails am Abend, schnelle Nachrichten am Wochenende oder Deadlines, die keine Rücksicht auf Feierabende nehmen - das Gefühl, "immer auf Abruf" zu sein, wird zur Norm.

 

Hinzu kommt die Arbeitsverdichtung. Viele Unternehmen erwarten mehr Leistung in kürzerer Zeit. Gleichzeitig soll man flexibel, kreativ und belastbar sein. Diese ständige Selbstoptimierung macht Stress zum Dauerzustand - nicht nur im Job, sondern auch privat. Denn auch im Freizeitbereich herrscht oft Druck: Fitnesstraining, gesunde Ernährung, soziale Verpflichtungen, Reisen, die man "mitnehmen" sollte - selbst die Freizeit droht zum Projekt zu werden. 

 

Ein weiterer Faktor ist die Vergleichskultur, vor allem durch Social Media. Während man früher höchstens den Kollegen oder Nachbarn nacheiferte, sieht man heute täglich scheinbar perfekte Leben im Feed. Der unterschwellige Druck, Schritt zu halten oder "nicht zurückzufallen", verstärkt das Gefühl, ständig mehr leisten zu müssen. 

 

Kurz gesagt: Was früher Ausnahme war, ist heute Alltag geworden. Stress ist nicht länger ein Signal, dass etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist - sondern das Grundrauschen, das viele als "normal" empfinden. 

 

 

Die Folgen von Dauerstress

 

Dass Stress kurzfristig auftreten kann, ist nichts Neues - unser Körper ist dafür gemacht. In akuten Situationen schaltet er in den "Alarmmodus":

Der Herzschlag und die Atmung beschleunigen sich, die Muskeln spannen sich an und Hormone wie Adrenalin und Cortisol versetzen uns in höchste Leistungsbereitschaft. Dieser Mechanismus hat früher unser Überleben gesichert.

 

Problematisch wird es jedoch, wenn dieser Zustand nicht mehr aufhört. Dauerstress bedeutet, dass der Körper ständig in Alarmbereitschaft bleibt - ohne echte Pause. Die Folgen davon sich vielschichtig:

  • Es entstehen körperliche Auswirkungen wie: Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Verspannungen, Magen-Darm-Beschwerden, ein geschwächtes Immunsystem und das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen steigt.
  • Es entstehen psychische Belastungen wie: Konzentrationsprobleme, Reizbarkeit, innere Unruhe, Stimmungsschwankungen und ein erhöhtes Risiko für Depressionen und Burnout.
  • Es entstehen soziale und berufliche Folgen wie: weniger Empathie im Umgang mit anderen, vermehrt Konflikte und eine sinkende Leistungsfähigkeit.

Das Paradoxe daran ist: 

Viele merken diese Anzeichen zwar, nehmen sie aber nicht ernst - weil sie glauben, "so geht es eben allen". Doch gerade diese Normalisierung macht Dauerstress so gefährlich. Wir ignorieren Warnsignale, bis Körper und Psyche nicht mehr mit machen. 

Wege aus dem Stress-Kreislauf

 

Auch wenn Stress allgegenwärtig erscheint sind wir ihm nicht hilflos ausgeliefert. Der erste Schritt ist zu erkennen, dass Dauerstress kein Dauerzustand bleiben darf. Danach geht es darum bewusst gegenzusteuern - im Alltag, im Beruf und in unserer inneren Haltung.

 

Praktische Tipps für den Alltag

  • Baue genug Pausen ein: Gerade die Zeit, die du mit Dingen verbringst, die dir Energie geben, lässt dein Akku wieder aufladen. Also baue regelmäßig kleine Routinen auf, die dir ein bisschen Entspannung im Alltag geben. Sei es ein kurzer Spaziergang, ein Buch lesen, bewusstes Atmen...)
  • Digitale Auszeit nehmen: Richte dir Zeiten ein, in denen du das Handy einfach mal ausschaltest und den Moment für dich genießt. Probiere es aus, es bewirkt Wunder, auch wenn es anfangs ungewohnt ist.
  • Bewegung und Erholung: Einfache kleine Sportübungen sorgen dafür, dass Stresshormone abgebaut werden. Ebenso wichtig ist ein regelmäßiger und ausreichender Schlaf, der deinen Körper mit neuer Energie versorgt.
  • Achtsamkeit üben: Meditation, Journaling oder einfach bewusst eine Tasse Kaffee trinken, ohne Ablenkung, stärkt die Fähigkeit, mit Druck gelassener umzugehen.
  • Deine innere Haltung: Auch hier darf bewusst geschaut werden was neu ausgerichtet werden kann: Nicht jede Einladung muss angenommen werden, nicht jede Aufgabe muss sofort erledigt werden. Setze dir Grenzen und Prioritäten, denn das gehört zur Selbstfürsorge dazu. 

 

Es gibt hier keine Geheimformel. Finde für dich heraus, was dir gut tut und womit du neue Energie tanken kannst. Probiere einfach ein paar Dinge für dich aus. 

Wer anfängt, Stress als Warnsignal ernst zu nehmen, macht einen entscheidenden Schritt aus dem Kreislauf. Kleine Veränderungen im Alltag können schon eine große Wirkung haben. 

News

Es wird demnächst ein neues Tool zum Thema Stressmanagement geben. Wenn du vorzeitig spoilern möchtest und dir Rabatte sichern möchtest, tritt gerne unserem Newsletter bei. 

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare.